Frauen verdienen 22% weniger als Männer! Ist das gerecht?

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Gender Pay Gap im EU-Vergleich – FemNews.de

Damit gehört Deutschland zu den Schlusslichtern in der EU. Nur in Österreich und Estland ist der Unterschied größer. Besonders zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr steigt die Differenz sprunghaft an.

Für sich alleine betrachtet schreit dieser Unterschied in den Gehältern geradezu nach Ungerechtigkeit. Während Frauen im vergangenen Jahr brutto durchschnittlich nur 15,83 € je Stunde verdienten, lag der durchschnittliche Bruttostundenlohn bei den Männern bei immerhin 20,20 €.

Es gibt allerdings durchaus Gründe, die dies erklären. Es ändert zwar nichts an der Tatsache, dass Frauen weniger verdienen, aber diese Gründe nehmen zumindest die Brisanz aus der Aussage.

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Die Hauptgründe für den riesigen Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern liegen in der Berufs- und Branchenwahl. Mit der Entscheidung für einen bestimmten Beruf und der damit verbundenen Branche werden die Weichen gestellt. Besonders in den schlecht bezahlten Berufen wie Verkäuferin oder Reinigungskraft liegt die Frauenquote deutlich über 70 %. Im Gesundheitswesen (77 %), dem Erziehungswesen (65 %) oder dem Gastgewerbe (59 %) sieht es ähnlich aus.

Die Männer dominieren im Gegensatz dazu in den gut bezahlten Berufen und Hochlohnbranchen. Sie sind vor allem im verarbeitenden Gewerbe (75 %) oder bei den gut bezahlten Fachkräften zu finden.

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Durchschnittlicher Bruttoverdienst von Männern und Frauen im Vergleich – FemNews.de

Frauen sind ungelernt – Männer führen

Ein erheblicher Anteil an dem Gehaltsunterschied haben auch die folgenden beiden Tatsachen:

13 % der Männer bekleiden eine Führungsposition. Bei den Frauen sind es nur 7 %, denen durch eine solche Position der Weg zu einem höheren Gehalt bereitet wird.

Im Bereich der ungelernten Kräfte sind die Zahlen vertauscht.

13 % der Frauen arbeiten als ungelernte Arbeitskraft, während selbiges nur 8 % der Männer müssen.

Diese Tatsachen vor Augen, ist es leicht zu verstehen, dass Frauen in der Regel weniger verdienen als Männer. Nämlich 22 %. Das ist der unbereinigte Gender Pay Gap, so der Fachausdruck für die Lücke im geschlechtsspezifischen Verdienst. Etwa zwei Drittel des Unterschiedes sind auf die beschriebenen Faktoren zurückzuführen.

Äpfel mit Äpfeln vergleichen

Aber, was ist mit dem Rest? Etwas besser sieht es aus, wenn man die Gehälter unter gleichen Voraussetzung vergleicht.

Geht man davon aus, dass Frauen und Männer im gleichen Beruf oder Branche arbeiten, die gleiche Stellung und Stundenzahl haben wie die männlichen Kollegen und eine ähnliche Bildung und Berufserfahrung vorweisen, dann schließt sich die Lücke wieder. Übrig bleiben dann noch etwa 7 % Unterschied. Immer noch viel und immer noch ungerecht! Aber dennoch ein bisschen erträglicher.

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Ab 30 Jahren stagniert das Gehalt von Frauen – FemNews.de

Was ist mit Frauen ab 30

Wie ist denn nun der sprunghafte Anstieg der Lücke zwischen den Gehältern von Männern und Frauen ab etwa 30 Jahren zu erklären?

Ganz einfach, der Nachwuchs ist schuld. Durchschnittlich mit 28,9 Jahren bekommen Frauen in Deutschland ihr erstes Kind. Von jetzt an verharren nahezu sie auf dem bis dahin erreichten Stundenlohnlevel.

Zunächst nehmen sie eine Auszeit vom Job, um sich um das Neugeborene zu kümmern. Steigen sie dann irgendwann wieder in die Berufswelt ein, geschieht dies oft nur halbtags oder stundenweise. Bei Frauen um die 30 steigt der Anteil der in Teilzeit arbeitenden Frauen um 13 % an. Das macht ihre Verhandlungsposition für höhere Löhne und Gehälter natürlich schwierig. Aber nicht nur das, auch die Aufstiegschancen gehen gegen null. Mal ehrlich: Welches Unternehmen kann sich eine Halbtags-Geschäftsführerin oder Halbtags-Abteilungsleiterin leisten?

Schwarze und weiße Schafe

Mal abgesehen von den eigentlich recht gut nachvollziehbaren Gründen, gibt es aber auch noch die schwarzen Schafe in der Wirtschaft. Gemeint sind Firmen, die ganz bewusst Frauen schlechter bezahlen als ihre männlichen Kollegen. „Ist doch super, eine Frau einzustellen. Für die gleiche Leistung muss ich ihr weniger zahlen.“ So denken leider immer noch einige Verantwortliche. Die wenigsten geben es aber offen zu, denn eine Diskriminierung ist nicht erlaubt!

Hier kannst du dich als Einzelperson natürlich wehren. Wie weit du dabei gehen möchtest, liegt dann letztlich bei dir. Kannst du eine Diskriminierung aufgrund deines Geschlechts zweifelsfrei nachweisen, steht dir der Weg zum Gericht natürlich offen. Ob das allerdings der beste Weg ist, musst du mit der selbst ausmachen. Die Stimmung am Arbeitsplatz wird dadurch sicherlich nicht besser. Viele Frauen wechseln auch deshalb erst den Job und verklagen dann ihren alten Macho-Arbeitgeber. Vielleicht eröffnen sich bei einem anderen Unternehmen ganz andere Möglichkeiten für dich. Schließlich gibt es ja auch die weißen Schafe!

Fazit:

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Frauen verdienen weniger als Männer – Foto: Marius Boatca

Gründe hin oder her. Es bleibt, wie es ist. Frauen verdienen weniger als Männer. Und jede Frau kämpft für sich alleine.

Kommt zu dieser Tatsache auch noch das Gender Pricing hinzu, sieht es für deinen Geldbeutel noch schlechter aus. Was du dagegen unternehmen kannst, dass du für manche Produkte mehr zahlst, als Männer haben wir dir ja schon in unserem Beitrag So werden Frauen in Deutschland benachteiligt verraten.