So werden Frauen in Deutschland benachteiligt

Manche Frauen ignorieren es, andere regt es fürchterlich auf. Wieder anderen ist es nicht einmal bewusst. Aber Tatsache ist, dass Frauen finanziell in Deutschland zum Teil erheblich gegenüber Männern benachteiligt sind. Für viele Produkte und Dienstleistungen zahlen sie oft wesentlich mehr, als Männer. Und das für die nahezu gleiche Leistung.

Frauen shoppen gerne und ihnen ist ihr Äußeres wichtig. Sie pflegen ihren Körper und lassen sich dies auch etwas kosten. Das wissen auch die Konsumgüterindustrie sowie der Handel und sie nutzen es teils skrupellos aus.

Die Nachfrage bestimmt das Angebot

So werden Frauen in Deutschland benachteiligt - FemNews.de
Frauen- und Männer-Rasierer im Vergleich – Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg

Während in der Vergangenheit die Rasur aus Herstellersicht eine reine Männerdomäne war, haben sie sich heute sehr gut auf die Zielgruppe Frau eingestellt. Im Angebot sind hier beispielsweise „frauenspezifische“ Rasiercremes und Rasierer. Schließlich stoßen sie auf eine große Nachfrage. Die Werbung verspricht uns optimale Pflege für den Intimbereich und das glatt rasierte Frauenbein.

Da heißt es doch zugreifen! Oder etwa nicht?

Finde den Unterschied

Aber, worin unterscheidet sich ein Rasierprodukt für Frauen von dem der Männer?
Die Verbraucherzentrale Hamburg untersuchte dieses Phänomen und fand heraus, dass Unterschiede zwischen Männer- und Frauen-Rasierprodukten verschwindend gering sind – die Preisunterschiede dafür enorm.

Während sich Rasierer beispielsweise oft nur marginal in der Klingenform und den Inhaltsstoffen im Gleitstreifen unterscheiden, liegen bei den Preisen die Unterschiede bei bis zu 42 %. Das ist der Aufschlag, den Frauen offenbar bereit sind zu zahlen, damit sie sich statt mit einem Herrenrasier mit einem pinken Rasierer die Haare entfernen können.
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Rasierschaum. Hier kann die Preisdifferenz laut VZHH bei unglaublichen 94 % liegen. Und das bei fast identischer Rezeptur. Auch hier ist neben dem Preisgefüge der größte Unterschied in der Aufmachung und Verpackung zu finden. Für Frauenprodukte dominieren klassischerweise Rosa- und Pinktöne.

So werden Frauen ausgenutzt

Satte 94% Frauenaufschlag - FemNews.de
94 % Frauenaufschlag – Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg

Armin Valet von der VZHH meint hierzu: „Hersteller und Händler nutzen schamlos aus, dass Frauen bereit sind, mehr Geld für bestimmte Produkte auszugeben.“ Gender Pricing, also die geschlechtsspezifische Preisgestaltung, ist mittlerweile in den Köpfen der Hersteller und des Handels fest verankert. Eine offensichtliche Diskriminierung ist zwar verboten. Nachweisbar ist sie allerdings selten, weil sich die Produkte in einzelnen Details unterscheiden.
Offensiv voran gehen die zwei US-Bundesstaaten New York und Kalifornien. Hier ist Gender Pricing schlichtweg per Gesetz verboten. Da solche Gesetzte aus den erwähnten Gründen jedoch unterlaufen werden können, ist es wichtiger, die Öffentlichkeit und vor allem die Frauen hier zu sensibilisieren. Denn, bleiben die teureren Produkte in den Regalen liegen, müssen die Hersteller und der Handel reagieren.

Die Nachfrage bestimmt auch in Zukunft das Angebot

Die Nachfrage bestimmt eben das Angebot. Also solltet ihr dringend die – vielleicht ein wenig provozierende – Äußerung eines Unternehmenssprechers einer bekannten Drogerie-Kette beherzigen: „Niemand hindert Frauen daran, auch mal Männerprodukte zu kaufen, wenn sie denn tatsächlich günstiger sein sollten als vergleichbare Frauenprodukte.“

Im Sinne der Gleichberechtigung sollte nicht unerwähnt bleiben, dass auch Männer manchmal benachteiligt werden. Während Frauen oft mit Aktionen kostenlos in Discos oder Club eingelassen werden, werden die Männer hier zur Kasse gebeten. Bei Kfz-Versicherungen zahlen Männer auch mehr, weil die Statistiken hier deutlich zeigen, dass sie mehr PKW fahren und auch öfter in Unfälle verwickelt sind. Die armen Männer!

Glatt rasierte Frauenbeine sind ein Hingucker - FemNews.de
Ein Hingucker: Glatt rasierte Frauenbeine, © andrey, piqs.de

Fazit:

Glatt rasierte Frauenbeine sind und bleiben wohl ein Hingucker. Aber niemand sieht, ob du sie mit einem rosa Frauenrasierer oder mit einem günstigeren Männerrasier stoppelfrei gemacht hast.

Deshalb sind überteuerte Frauenprodukte ein No-Go.

Schone deinen Geldbeutel und verzichte auf Rosa. Männer-Pflegeprodukte sind oft erheblich billiger. Halte die Augen offen, wenn du das nächste Mal vor den Regalen stehst und vergleiche die Produkte selbst. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass du als Frau vermutlich weniger verdienst, als dein männlicher Kollege, kannst du hier ruhig ein paar € sparen.

Wenn du weitere Beispiele sehen möchtest, wie du vielleicht in der Reinigung oder bei der Augenpflege abgezockt wirst, kannst du diese direkt bei der VZHH nachlesen.